Der prächtigste Raum des Neuen Schlosses ist die Schlosskapelle,
die sich im 2. Stock befindet.
In dieser Etage hatte die fürstliche Familie Lobkowitz beim Bau der neuen
Residenz im 17. Jahrhundert ihre “Vorzeigeräume” für besondere
Anlässe geplant. Deshalb wurden sie auch mit Stuck, einer Mischung aus
Gips, Kalk und Sand, und Deckengemälden ausgestattet.
Neben der Schlosskapelle werden sieben weitere Räume durch Gestalten der
griechischen Mythologie auf Deckengemälden bereichert. In diesen Räumen
arbeiten Bedienstete des Landratsamtes (lediglich die Schlosskapelle wird
für repräsentative Zwecke genutzt und kann zu den üblichen
Öffnungszeiten, auf Anfrage besichtigt werden) und sind deshalb nicht
zugänglich.
Bereits im Jahr 1807, inzwischen war Neustadt an das Königreich Bayern
verkauft worden, musste man wirtschaftlich denken und es wurden
Zwischendecken zur besseren Beheizung der hohen Räume eingezogen.
Erst 1964 wurden diese wieder auf Initiative des Neustädter Ehrenbürgers
und Heimatforschers Heinrich Ascherl entfernt und die prächtigen
Stukkaturen und Deckengemälde kamen in ungeahnter Frische zum Vorschein.
Beinahe 160 Jahre, abgedunkelt und von der “Außenwelt” weitgehend
unbemerkt, fristeten sie ihr Dasein.
Ursprünglich war die Schlosskapelle über zwei Stockwerke geplant. Aus
Fenstern im “1.Stock” hätte die fürstliche Familie am kirchlichen
Geschehen teilnehmen können. Nachdem die Räume aber nach 1807 als
Wohnung dienten, wurde eine Zwischendecke aus Holz eingezogen.
Die Kapelle ist der einzige sakrale Raum im Neuen Schloss jedoch nicht in
beiden Schlössern. Bereits 1665 wurde eine Lutherische Kapelle (Betsaal)
für die Fürstin Augusta Sophie im Haus neben dem Alten Schloss
eingerichtet. Dabei ist aber nicht sicher, ob beide jemals für kirchliche
Feierlichkeiten benutzt wurden.
Außerdem waren im 18. Jahrhundert Mitglieder des Solitarier-Ordens in
Neustadt. Ihnen wurde aber das Lesen von Messen nicht gestattet.
Geschichtlich erwiesen ist weiterhin, dass auch eine Heilige des Ordens in
den Jahren 1796/1797 im Neuen Schloss wohnte.
Vermutet wird, dass der Künstler Karl Hofreiter aus Eger, der auch die
Gemälde im Bibliothekssaal im Kloster Waldsassen geschaffen hat, hier am
Werk war. Dies kann jedoch nicht bewiesen werden und wird auch von
namhaften Kunstexperten angezweifelt.
Die künstlerischen Arbeiten wurden kurz vor dem Jahre 1720
fertiggestellt, wobei der Stuck auf das Jahr 1710 hinweist.
Bei der Deckenform handelt es sich um einen quadratischen Grundriss, mit
abgeschrägten Ecken. Dies ist ein interessanter, architektonisch
auffallender Rahmen.
Der Prachtraum des Lobkowitz-Schlosses in Neustadt ist ausgestattet mit
einem Spiegelgewölbe mit reichem Stuck. Akanthuslaub, Putten und
lebensgroße Engel mit Symbolen in Stuck beleben den Raum.
Wo das Gewölbe auf dem Sims aufsitzt, sind vier Lünetten mit
Darstellungen aus dem Neuen Testament zu sehen. Das Hauptgemälde ist ein
Zyklus aus 17 Bildern zwischen reichen Stukkaturen, das apostolische
Glaubensbekenntnis (in lateinischer Sprache) darstellend.
Die künstlerische Bewertung der Bilder kann wie folgt bezeichnet werden:
Aus der barocken Sichtweise der Malerei sehen wir viele Diagonalen, eine
starke Gestik der Figuren, überall Bewegung, einen großen Raumausgriff
und die Bemühung um starke Lichteffekte.
Leider erkennt man auch sehr unterschiedliche malerische Qualitäten. Dies
deutet unter Umständen darauf hin, dass nicht alle Bilder aus der Hand
eines Künstlers stammen. Möglich ist, dass es sich hierbei um eine
sogenannte “Werkstattkunst” handelt.
Die Darstellung des Glaubensbekenntnisses ist in seiner Art einmalig.
Hiervon soll es nach Auskunft namhafter Kunsthistoriker in ganz Europa nur
sehr wenige gleichartige kunstvolle Decken geben.
Bei der Betrachtung ist wichtig zu erkennen, dass die reiche Symbolik sich
absolut dem Credo unterordnet.
Das Gesamtgemälde ist ein wertvolles Beispiel ländlicher Malerei, wobei
das Credo als Thema sehr selten anzutreffen ist.
Vielen Kunstkennern ist kein besseres Credo, als das hier in der
Neustädter Schlosskapelle bekannt. |