Der Schwedensturm auf Parkstein

Der Schwedensturm auf die Veste Hohenparkstein

Was hier Geschichte, was Sage, niemand weiß es. Doch wird erzählt: Der größte Teil der katholischen Bevölkerung hatte sich wohlweislich hinter die schützenden Mauern des Hohenparksteins in Sicherheit bringen können, als die Schweden 1631 die Burg belagerten. Landrichter Georg von Satzenhofen, der Kommandant der Festung, richtete sich mit seinen pfalz-neuburgischen Soldaten zur Verteidigung ein. Die Belagerer hatten sich rings um die Burg verschanzt und es begann eine harte Zeit für die Eingeschlossenen.

Gleich unterhalb der Burgmauer, in der Nähe des Tores stand die von Wenzel dem Faulen 1398 errichtete Holzkirche des Hl. Pankratius auf einer schmalen Terrasse des Berges inmitten des Friedhofes. In dieser Kirche hatten sich nun die Schweden verschanzt und beschossen von hier aus die Gebäude der Burg, wohl wissend, dass die Besatzung ihre eigene Kirche nicht in Brand schießen werde. Diese fühlte sich auch zu schwach, um einen erfolgreichen Ausfall wagen zu können.

Trotz dauernder Beschießung mussten die Belagerten immer wieder, die da und dort aufkommenden Brände, im Keime ersticken. Dazu kam der Wassermangel, denn die Burg hatte keinen Brunnen und war auf das in Zisternen aufgefangene Regenwasser angewiesen. Neben dem Durst machte sich bald auch der Hunger bemerkbar, denn die Burg war mit Frauen und Kindern überfüllt. Schon dauerte die Belagerung drei volle Monate. Hunger, Krankheit und Verzweiflung trieben die Not auf den Höhepunkt. Schon wollte sich die Veste kampflos übergeben, da entschloss man sich zu einer List. Die letzten noch verbliebenen Weizenkörner wurden geopfert und mittels einer Kanone auf die Belagerer gefeuert. Dabei ließen die Söldlinge es an übermütigen Redensarten nicht fehlen. Dazwischen zogen sie ein Schwein, das letzte, welches noch am Leben war, mehrmals in der Woche auf den Hof und ließen es kräftig schreien, als ob es abgestochen würde. Das alles hörten die nur wenige Meter unter der Burgmauer verschanzten Schweden und gelangten zur Überzeugung, dass die mit solchen Vorräten ausgestattete Besatzung die Burg sobald nicht übergeben würde, und zogen auch wirklich ab. Ob sie nun tatsächlich auf die List hereingefallen waren oder ob sie die Niederlage ihrer Hauptarmee am 27.August bei Nördlingen zur Flucht angetrieben hatte, ist nicht bekannt.

Jedenfalls herrschte eitel Freude unter den so glücklich Befreiten. Feierlich läutete die Glocke der Kapelle auf der Burg zum Dankgottesdienst. Die Pfarrkirche war halb zerstört und von den Schweden ausgeräumt worden. Die Bewohner eilten nun den Berg hinab, um zu sehen, was von ihren Behausungen noch übriggeblieben war. Hier sah es freilich schlimm aus. Teils ausgebrannt teils geplündert, so boten sich ihnen ihre Heimstätten dar. Da mischte sich manch bitterer Wermutstropfen in die Freude der wiedererlangten Freiheit. Noch im selben Jahre schickten sich die Einwohner an, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Im Grüntal, unweit der Schweinenaab, fand man auf einem frisch aufgeworfenen Grabhügel einen kleinen Eichenbaum gepflanzt. Darunter sollte ein schwedischer General bestattet liegen. Der heute mächtige Baum trägt im Volksmund noch den Namen ,,Schwedeneiche“.

Das alte St. Pankratiuskirchlein wurde abgerissen, da man die Erfahrung gewonnen hatte, daß ein Belagerer von hier aus der Burg argen Schaden zufügen könne. Die kaiserlichen Truppen, die den Schweden nachstießen, schleiften es gleichzeitig mit dem Friedhofe. Der eigentliche Grund für die Auflassung des alten Friedhofes und die Verlegung der Begräbnisstätte an den östlichen Ortsausgang dürfte die in jenen Tagen so furchtbar hausende Pest gewesen sein. Da wurde der kleine Friedhof auf dem Berghange zu eng, um die vielen Toten aufzunehmen, denn eine Erweiterung war hier oben nicht möglich, Parkstein hatte damals keinen katholischen Geistlichen. Die Jesuiten, welche nach der Wiedereinführung der katholischen Lehre von Neuburg hierher gekommen waren, hatten vor dem Schwedeneinfall Parkstein verlassen, so dass bis 1636 die Pressather Geistlichkeit den Ort seelsorglich betreuen musste. Im genannten Jahre kehrten dann die Jesuiten, von Weiden kommend, wieder zurück und hielten Gottesdienst, zuerst in der Festungskapelle, dann ab 1638 in dem Rensischen Hause, das man zu einer Kirche umgestaltet hatte.

Dem Hohenparkstein blieb das traurige Los der Veste Flossenbürg erspart. 1759 wurde die Burgveste wegen Baufälligkeit auf Befehl der neuburgischen Regierung unter dem Landrichter von Hötzendorf abgetragen. Dem Landrichter blieb aber noch das Schloss.

 
   
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