Die Schafkopfer vom Rabenbrückerl

 

Sagen um das Rabenbrückerl

 

Viele Sagen und Geschichten aus der Oberpfalz werden erzählt, erfunden oder Wirklichkeit, grausam oder lustig, tragisch oder von Liebe erfüllt. Auch rund um Neustadt gibt es solche, die von Generation zu Generation weitererzählt werden, wobei natürlich oftmals der wahre Hintergrund fehlt oder verloren gegangen ist. So kommt in Neustadt und den umliegenden Ortschaften immer wieder die Geschichte vom „Rabenbrückerl“ zur Sprache.
Gerade in der abgelaufenen Schwammerlzeit haben zahlreiche Spaziergänger im sogenannten „Kahr“ eine kleine Brücke benutzt, von der eine Geschichte erzählt wird, die einen wahrlich erschauern läßt. Die Brücke ist geradezu unscheinbar, aus Granit gehauen und besitzt Ausmaße von 25x75x250 Zentimeter. Alfons Weidner, ein „echter“ und „alter“ Klobenreuther, kann diese Geschichten um das besagte Rabenbrückerl noch gut erzählen und vielleicht auch eine Erklärung dazu abgeben.
„Ja, ja das Rabenbrückerl, im Volksmund um Neustadt auch „Rombrückerl“ genannt, liegt auf dem ehemaligen Kirchsteig der Gemeinde Klobenreuth nach Neustadt. Früher einmal sind wir jeden Sonntag nach Neustadt zu Fuß in die Kirche gegangen. Ob im Sommer oder im Winter.“ Alfons Weidner erzählt davon, dass dieser kleine Steg, wenn man über das besagte Brückerl geht, eine Abkürzung auf dem Weg nach Neustadt oder zurück bedeutet. „Wenn es schnell gehen soll, geht man quer durch den Wald, über die kleine Brücke. Natürlich kann ich dabei auch nur das erzählen, was uns von unseren Vorfahren übermittelt wurde. Es ist aber eine Sage“, so Alfons Weidner.
Die Geschichte ist jedoch vorstellbar und wird von sehr vielen älteren Neustädtern immer wieder, gerade in der Herbst- und Winterzeit, gerne weitererzählt. Aber warum heißt dieses Gebiet „Rabenholz“, das kleine Bächlein „Rabenbach“ und der Stein „Rabenbrückerl“? Alfons Weidner kann dies einfach, wenn auch grausam, erklären.
„Vor vielen hundert Jahren wurde in Neustadt eine Frau beim Stehlen erwischt. Damals stand auf dieses Verbrechen die Todesstrafe. Da diese Frau einen besonders schweren Diebstahl beging, wurde sie auch tatsächlich zum Tode verurteilt. Der damalige Richter dachte sich dabei auch noch eine zusätzliche Strafe aus: Die Frau soll an einem Baum im Wald nach Klobenreuth aufgehängt und erst dann wieder abgenommen werden, wenn die Raben die Leiche abgefressen haben.
Dieser grausame Urteilsspruch wurde in die Tat umgesetzt und die Diebin fand ihr Ende an der Stelle, wo sich heute noch das Rabenbrückerl befindet. Seit dieser Zeit spukt es an dieser Stelle und so mancher will eine weiße Frau oder sogar den Teufel dort schon gesehen haben“.
„Eine weitere Geschichte, die jene Sage unterstreichen soll, wird dies noch untermauern. Vor vielen Jahr war in Klobenreuth eine Frau, die kurz vor der Entbindung stand. Als die Wehen die Geburt einleiteten, wurde ein Kind schnell nach Neustadt geschickt, um die Hebamme zu holen. Da es sehr in Eile war, nahm es die Abkürzung über das Rabenbrückerl. Es war Nacht, eisiger Wind pfiff durch den Wald, nur der Mond gab mit seinem düsteren Schimmer ein wenig Licht frei, um den Weg zu erkennen. Es blieb keine Zeit zum Überlegen, da es um Leben oder Tod ging. Auf der Höhe des Rabenbrückerls kam es dann zur Begegnung mit einer „Weißen Frau“, die an die Diebin erinnern soll“.
„Wer um Mitternacht nichts besseres zu tun hat, kann sich auch Nachts, gegen 24.00 Uhr auf den Weg zu dieser Stelle machen. Dann sitzt hier der Teufel mit zwei weiteren Kartenspielern und sucht noch einen vierten Mann zum Schafkopfen“.

Tatsache, Märchen oder frei erfunden - dies ist nicht feststellbar. Jedoch hat jede Sage auch einen kleinen Funken Wahrheit.

   
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