Neustadt - die Stadt des Bleikristalls


Es ist ein unendlich Kreuz, Glas zu machen
(alter Glasmacherspruch)

Glas veränderte eine Stadt

Neustadt an der Waldnaab und die nördliche Oberpfalz waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts ruhige Landschaften im Norden des Königreichs Bayern. Beinahe hatte man sie vergessen. Doch der unaufhaltsame Bau der Eisenbahn brachte in der Mitte dieses Jahrhunderts Bewegung, nicht nur auf die Eisenbahngleise, sondern auch in das wirtschaftliche Leben. Durch dieses günstige Transportmittel wurde es möglich, Rohstoffe leichter und schneller zu transportieren. Nun lag die große weite Welt praktisch greifbar nahe. Die Grundvoraussetzungen für die Ansiedlung der Glasindustrie waren geschaffen.
Industrie kannte man in Neustadt bis ins 19. Jahrhundert nicht. Eisenhämmer waren zwar in der Gegend um Neustadt, vorhanden und auch Glaspolieren. Doch an eine Fertigung von Glas in großen Glashütten dachte niemand. Zum Ende des 19. Jahrhunderts begann die sogenannte Waldflucht aus dem Bayerischen Wald. Den Rohstoff Holz konnte man nun durch die Transportmöglichkeiten der Eisenbahn teuerer verkaufen – gleichzeitig konnte Kohle zur Feuerung der Glashütten verwendet werden. Und hier hatten Neustadt an der Waldnaab und auch noch andere Orte im Umkreis einen entscheidenden Standortvorteil durch die Eisenbahn. Kohle konnte aus dem Gebiet um Eger und Falkenau in Böhmen billig transportiert und in den Glashütten verwendet werden.

Zu dieser Zeit überlegten die großen Hüttenherrn aus dem Bayerischen Wald, welche Standorte für Betriebsansiedlungen günstig wären. So kamen sie auch auf die kleine Stadt zwischen der Waldnaab und Floß. Eisenbahnanschlüsse waren vorhanden und auch die notwendigen Betriebsgelände standen zur Verfügung. Natürlich wurden diese Überlegungen auch durch die Stadt Neustadt zusätzlich gefördert. Glashütten wie Schrenk & Co (später Osram), Nachtmann und Tritschler, Winterhalder & Co entstanden. Hunderte von Beschäftigten kamen mit ihren Familien aus dem Bayerischen Wald nach Neustadt und in die Oberpfalz.

Dies war nicht nur für die Stadt Neustadt ein sehr großer Gewinn. Die Zahl der Einwohner stieg sprunghaft an und auch neue Traditionen wurden mitgebracht. Musik war eines der liebsten Zeitvertreibe und auch so mancher Verein in der Kreisstadt verdankt den „Gloserern“ ihren Ursprung.
Leider kamen aber wirtschaftlich schwierige Zeiten und trotz des Versuchs sich auf neue Techniken umzustellen oder neue Absatzmärkte zu gewinnen überlebte nur ein Betrieb: F.X. Nachtmann. Engagierte „Hüttenherrn“, die auch eng mit Neustadt verbunden waren, verstanden es ausgezeichnet, ihre Firma durch all die turbulenten Zeiten wie Kriege, Wirtschaftskrisen oder sonstige Veränderungen zu bringen.
So steht auch heute noch ein Markenzeichen in sehr vielen rennomierten Häusern auf der ganzen Welt: Nachtmann. Der Glanz der Erzeugnisse aus dieser Firma haben die Wirren der Zeit überstanden. 

 

   
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