Christoph Willibald Gluck

Paris, die immer wieder attraktive Stadt an der Seine, zieht zu jeder Jahreszeit Besuchermassen an. Ob es die alte Königsstadt St. Germain ist, der Eiffelturm, der Louvre oder auch die Oper - ein Besuch lohnt sich immer. Doch ob es Paris ist, Wien, Prag oder die Hohenzollernburg Hechingen, überall findet der aufmerksame Beobachter Spuren der Heimat, die auf die Oberpfalz hindeuten. 
Oftmals sind darunter große Zeugnisse, die auf eine enge Verbindung mit den Fürsten Lobkowitz hindeuten. Dass man aber auch in Paris auf eine enge Verbindung mit Neustadt stoßen kann, wird bestimmt für einige neu sein. Dieses Zeugnis aus einer großen Vergangenheit findet sich im Foyer der Pariser Oper - eine große Statue des Komponisten Christoph Willibald Gluck. Geboren wurde er am 2. Juli 1714 in Erasbach bei Neumarkt und gestorben ist er am 15. November 1787 in Wien. Der große Komponist und Musikschöpfer Gluck ist zwar kein gebürtiger Neustädter, doch sind seine Vorfahren eingesessene Neustädter Bürger gewesen. Sein Großvater war Hans Adam Gluck. Er übte nahezu 50 Jahre das Amt eines fürstlich-lobkowitzischen Hofjägers in Neustadt aus, bis zu seinem Tod im Jahre 1722. Er besaß ein Haus in der oberen Vorstadt, in dem sein Sohn Alexander Gluck 1683 geboren wurde, der Vater des Komponisten.
Alexander Gluck kam mit den lobkowitzischen Truppen in den Strudel des Spanischen Erbfolgekrieges und erhielt dann eine freigewordene Jägerstelle in Erasbach bei Neumarkt in der Oberpfalz. Hier kam im Jahre 1714 der Komponist Christoph Willibald Gluck zur Welt. Das Nachbardorf Weidenwang kann den Taufeintrag im Pfarrbuch nachweisen. Deshalb streiten sich beide Gemeinden, wer denn nun eigentlich Gluck für sich beanspruchen kann.
Die Familie Gluck siedelte dann nach Reichsstadt um, wo der Vater in die Dienste der Herzogin von Toscana eintrat, fünf Jahre später rückte er zum Forstmeister des Fürsten Lobkowitz in Eisenberg, bei Komotau, in Böhmen auf. Es ist durchaus möglich und sehr wahrscheinlich, dass der Komponist Gluck in seinen Jugendjahren auch bei seinen Großeltern in Neustadt war. Der Vater des Komponisten war ein nüchtern denkender Mann und hatte für das musikalische Talent seines Sohnes wenig Verständnis. Früh verlies Christoph Willibald Gluck deshalb sein Elternhaus und schlug sich mit Stundengeben und Musizieren in Kirchen und auf Tanzböden durch. Als 60jähriger erinnert sich Gluck zurück an seine Jugendzeit. Dabei hat Joh. Chr. von Mannheimer die Erinnerungen von Gluck niedergeschrieben.
Die Zeit, als sich der damals 13jährige durch Flucht dem Zugriff seines Elternhauses entzog, gibt er wie folgt wieder: "Eines schönen Tages, mit wenigen Groschen in der Tasche, verlies ich heimlich das elterliche Haus und wanderte auf Umwegen in Richtung nach Wien. Unterwegs verschafften mir die Lieder auf meiner Maultrommel bei Bauersleuten Nahrung und Nachtherberge. An den Sonn- und Feiertagen spielte ich in den Dorfkirche bald dieses, bald jenes Instrument." Seine erste Ausbildung erhielt er am Jesuitengymnasium in Komotau, in Prag und Wien. Durch die Gunst der Fürsten von Lobkowitz und Melzi konnte er schließlich in die Musikstadt Mailand ziehen, wo er bei dem berühmten Komponisten Sammartini seine musikalische Bildung vervollständigte. Hier entstand 1741 die erste seiner italienischen Opern. Nun begann für Gluck ein bewegtes Wanderleben: In London begegnete er dem verehrten Komponisten Georg Friedrich Händel, mit dem er gemeinsam konzertierte. Auch Fürst Ferdinand Phillip Joseph Lobkowitz lernte ihn in London kennen, unterstützte und förderte den Komponisten. Hamburg - Dresden - Kopenhagen - Prag - Neapel - Rom waren weitere Stationen, zu denen ihn seine Tätigkeit als Sänger, Cellist und Komponist bei musikalischen Wandertruppen brachte. 1750 konnte er Marianne Pergin heiraten, die Tochter eines reichen Bankiers, der den Musiker bis zu seinem Tod abgelehnt hatte. Gluck nahm nun seinen endgültigen Wohnsitz in Wien. Die Kaiserin Maria Theresia ernannte ihn zum Hofkapellmeister. Vom Papst wurde er durch Verleihung des Ritterkreuzes zum Goldenen Sporn geehrt. In Wien und Paris kämpfte Gluck seine große Reform der Oper durch; es war ein harter und verbissener Kampf, der ihm viel Kraft kostete, aus dem er aber siegreich und gefeiert hervorging. Der Kontrabassist der Wiener Hofoper erzählt: "So ein gutmütiger, lieber Mann, der Herr von Gluck in jedem anderen Lebensverhältnis ist, so macht er doch, sobald er auf dem Platz des Direktors steht, den wahren Tyrannen, der durch den geringsten Schein von Fehler in Harnisch und bis zu den stärksten Äußerungen der Hitze gebracht wird. Zwanzig, dreißig Male reichen nicht hin, daß er die berühmtesten Spieler der Kapelle, unter denen gewiss Virtuosen sind, die Passagen wiederholen läßt, bis sie die von ihm bezweckte Wirkung des Ensemble hervorbringen....". Ein Schlaganfall setzte 1787 seiner Schaffensfreude ein Ende. Was ist nun von Glucks besondere Leistung in der Geschichte der Musik? In der ersten Hälfte seines Lebens hatte er im Stil der Zeit an die zwanzig Opern geschrieben. Auch er hatte der Eitelkeit der Sänger durch klangreiche Arien Tribut gezollt, hatte durch Verschnörkelung die klaren Linien der Melodie entstellt, hatte durch Ballett- und pompöse Ausstattungsszenen den Gang der Handlung unterbrochen. Allmählich aber reifte in ihm der Widerstand gegen diese barocken Auswüchse des Musikdramas. Gemeinsam mit seinem Textdichter Calzabigi schlug Gluck einen neuen Weg ein: Er suchte die einfachen griechischen Sagen durch ausdrucksstarke Musik zu vertiefen; Sologesang, Chor und Ballett wurden nun ganz ins dramatische Geschehen eingebunden. Die Opern "Orfeo ed Euridice", "Alceste" 1767, "Iphgenie in Aulis" 1774, "Armida" 1777 und "Iphigenie in Tauris" 1779 zeigen Gluck auf der Höhe seines Schaffens. Als ein weiterer Mäzen von Gluck trat der Bayerische Herrscher Max III. Josef auf. Sein Interesse galt mehr der Musik und so konnte die Oper "Orpheus und Eurydice" im neu erbauten Cuvilliestheater in München eine glanzvolle Aufführung erleben. Sein musikalisches Wollen drückt der Meister selbst 1769 in der Vorrede zu "Alceste" aus: "Ich bemühe mich also, die Musik wieder auf ihre eigentliche Aufgabe zurückzuführen, wonach sie der Dichtung durch Verstärkung des Ausdrucks der Empfindungen und des Reizes der Situation zu dienen, nicht aber die Handlung zu unterbrechen oder ihren Eindruck durch unnütze und überflüssige Zierzutaten abzuschwächen hat. Weiter glaube ich mit allen Kräften auf Erzielung einer edlen Einfachheit hinarbeiten zu sollen. Darum habe ich es vermieden, auf Kosten der Klarheit mit Schwierigkeit zu prunken und mit der Erfindung neuer Wendungen zu überraschen, die nicht durch die Situation selbst bedingt und im Ausdruck ihr angemessen waren. Endlich stand mir keine Regel so hoch, dass ich sie nicht zugunsten der Wirkung gern preisgegeben hätte. Der Erfolg hat meinen Ansichten recht gegeben, und der allgemeine Beifall in einer so aufgeklärten Stadt beweist klar, dass Einfachheit, Wahrheit und Natürlichkeit die festen Grundlagen des Schönen in allen Schöpfungen der Kunst sind." Mit vielen Ehren überhäuft und zu Lebzeiten schon zur Legende geworden, zog sich Gluck an seinem Lebensabend wieder nach Wien (Pechtoldsdorf) zurück, wo er am 15. November 1787 starb. Die größte Ehre, die dem großen Komponisten zu Teil wurde, steht noch heute sichtbar für die ganze Welt in der Pariser Oper. Hier findet man im Foyer, das jederzeit zugänglich ist, neben den Statuen von Haendel, Lulli und Rameau auch den Oberpfälzer Komponisten, Christoph Willibald Ritter von Gluck. Wie wichtig Gluck in seiner damaligen Zeit war, kann man auch daran ablesen, dass hinter der Pariser Oper eine Straße nach seinem Namen benannt wurde, die Rue Gluck.

Christoph Willibald Gluck


Gluck zusammen mit seiner Frau

Die alte Oper in Paris, Wirkungsstätte des großen Komponisten.

Ein Denkmal in der Oper erinnert an den großen Opernreformator.

Eine Straße in Paris wurde nach Christoph Willibald Gluck benannt.
   
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