Friedhofskirche Hl. Dreifaltigkeit

 

Kath. Friedhofskirche - Hl. Dreifaltigkeit

Die Neustädter Friedhofskirche befindet sich im Anschluss an die Obere Vorstadt.

Das Landbauamt Weiden schreibt zur Anlage des Friedhofs im Jahr 1925 an den Verschönerungsverein:“ Der an sich durch seine reizvolle Lage, die schöne Kapelle und die eigenartige Eingangsgruppe interessante Friedhof ist ohne Zweifel einer der bemerkenswertesten der Oberpfalz“.
Vor dem Eingang zum Neustädter Gottesacker schmückt eine Dreifaltigkeitssäule den kleinen Vorplatz. Diese um 1700 geschaffene Säule mit Gnadenstuhl aus Sandstein wurde auch in die Denkmalliste aufgenommen.
Noch zu der Zeit, als die Lobkowitzer das Neustädter Fürstentum erwarben, wurden die Verstorbenen in Altenstadt beerdigt. Erst im Jahr 1632 legte man nordöstlich vom Stadtplatz aus gesehen einen neuen Friedhof an. Dem Stadtrichter Kaspar Löwel ist es außerdem zu verdanken, dass inmitten des Gottesackers eine Kirche gebaut werden konnte. Mit dem Jahr 1662 wurde sie fertiggestellt. Am 17. August 1687 konsekrierte der Bischof von Leitmeritz, Jaroslav Graf von Sternberg, ein Verwandter des Fürsten von Lobkowitz, den Kirchenbau. Die Sakristei, im Osten an den Chor angebaut, wurde 1736 errichtet. Zur gleichen Zeit entstand auch die Empore in ihrer schlichten Einfachheit.

Am Eingang zur Kirche fallen neben der aus Stein gehauenen Portalumrahmung die Sonnenuhr und der Turm ins Auge. Die Einfassung der Tür soll eine Anspielung auf das geknickte Leben sein, das in den umliegenden Gräbern ruht, da es einen gebrochenen Giebel darstellt. Mit der Sonnenuhr wird auf die Vergänglichkeit des Lebens hingewiesen, da allen Men­schen auf Erden nur eine bestimmte Zeit verbleibt.
Früher Barock kennzeichnet die drei Altäre, die aus der Zeit des Kirchenbaues stammen. Der Maler Georg Adam Eberhard aus Eger war auch der Künstler des Hochaltarbildes. Er zeigt die Kreuzigung Christi und die Auferstehung der Toten. Im linken Seitenaltar ist der Hl Josef mit dem Jesuskind dargestellt. Gegenüber sehen wir im Altarbild den Hl. Sebastian.

Bemerkenswerte, "lustige" Begebenheiten
(zur Friedhofskirche)

Die Glocken der Friedhofkirche können auf einige Jahrhunderte zurückblicken. Gott-sei-Dank wurden sie während des Krieges nicht eingeschmolzen und kamen am 23.2.1948 aus dem Glockensammellager in Hamburg wieder zurück. Friedhofmesner Baptist Greiner und der Maschinenschlosser Puckl haben sie aufgezogen. Nach einem Schweigen von sechs Jahren konnten nun die uralten Glocken wieder klingen.
Der Neustädter Volksmund hat sich, wie fast überall im Laufe der Zeit, auch mit den ehernen Stimmen der Höhe befaßt und den ziemlich harten Glockenschall, der mit Rücksicht auf die kleinen Glocken eilig aus dem Türmchen strömte, in Menschensprache übersetzt. So wollten die alten Neustädter aus dem Glockenturm die Worte herausgehört haben: „Gingl gangl, her mit’m Stangl“ oder auch etwas derber „Gingl gangl, her mit’m Flankl“.
Die Restkosten des Kirchenbaues hat in der Hauptsache die St. Quirinkirche aufgebracht, mit einem Betrag von 100 Gulden, den sie selbst nicht brauchte, weil sie „Zierlich erbauet und mit Paramenten genügsam versehen“. Die Inschrift oberhalb der Kirchentüre lautet: Anna 1662. Zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist dieses Gotteshaus auß des Ehrenwerten Herrn Kaspar Löwel und seiner Ehelichen Hausfrauen vermachten verlassenschafft erbaut“.
Der Gedanke zum Bau der Friedhofkirche fällt auch in die Leiden und Drangsale des 30-jährigen Krieges. Aus dieser Zeit raunt folgende Mähr in unsere Zeit herein: „Der damalige Stadtrichter von Neustadt, Kaspar Löwel, sah im Traumgesicht an vier Stellen des damaligen neuen Neustädter Friedhofes je einen Engel sitzen und er beschloss nach seinem Erwachen, an dem fraglichen Platz des Gottesackers, just in der Mittel desselben, eine Kirche zu bauen......“.
Im Jahre 1925 wurde auch die Verschönerung des teilweise in Unordnung gekommenen, früher oft versperrten Friedhofes in Angriff genommen. Das Landbauamt Weiden gab auf Grund einer Ortsbesichtigung nach Durchführung der Arbeiten die Erklärung ab, „daß die Neueinteilung und Bepflanzung des Friedhofes den schönheitlichen Ansprüchen entspricht und zu einer würdigen Ausgestaltung des Friedhofes führen wird; der an sich durch seine reizvolle Lage, die schöne Kapelle und die eigenartige Eingangsgruppe interessante Friedhof ist ohne Zweifel einer der bemerkenswertesten der Oberpfalz“ (so ein Schreiben des Landbauamtes Weiden an den Verschönerungsverein vom 30. Mai 1925).

Stadt Neustadt erfüllt Gelübte aus dem Jahr 1634

Alljährlich findet am Sonntag nach dem Fest des hl. Sebastian (20. Januar) ein Pfarrgottesdienst in der Neustädter Friedhofkirche statt. Dieses Dankamt, gestiftet von der Stadt Neustadt, hat eine Tradition, die auf das Jahr 1634 zurückgeht. Damals, als die Pest in der kleinen Stadt wütete, versprach die Stadt, eine Messe zu stiften, „dass die Pest bald beendet sein möge.“
Vor über 350 Jahren, in den Wirren des schrecklichsten Krieges, den unsere Gegend überhaupt erlebt hat (der 30jährige Krieg), wütete zusätzlich auch noch die Pest in Neustadt. Die Not war sehr groß und so entschloss sich der Rat der Stadt Neustadt ein jährliches Dankamt zu stiften, damit diese Pein bald vorübergehe. Als Festtag wurde der Sonntag nach Sebastiani, dem „Pestheiligen“, bestimmt. Diese jahrhundertealte Tradition lebt auch heute noch in der Kreisstadt fort.
Wie seit vielen Jahren üblich findet dieser Dankgottesdienst in der Neustädter Friedhofkirche statt. An ihm nehmen neben den Gläubigen der Pfarrei auch zahlreiche Stadträte, mit Bürgermeister Gerd Werner an der Spitze, teil. Die feierliche Meßfeier wurde in diesem Jahr vom Kaplan zelebriert. Er, der erstmals eine Messe in Neustadt zu diesem Anlass feiern durfte, zeigte sich hocherfreut, dass dieses alte Versprechen auch noch in der heutigen, sehr schnelllebiegen Zeit, aufrechterhalten wird.
Der Grund, warum diese Stiftsmesse in der Neustädter Friedhofkirche St. Dreifaltigkeit gefeiert wird, ist jedoch auch noch ein anderer. Vielen Besuchern des Neustädter Gottesackers wird auch der rechte Seitenaltar der Friedhofskriche schon ins Auge gefallen sein. Er ist dem hl. Sebastian geweiht. Ursprünglich war hier ein Bild der Heiligen Lazarus und Magdalena zu sehen. 1747 wurde in dankbarer Erinnerung, dass die schlimmen Zeiten der Pest überstanden waren, dem Neustädter Maler Mathias Götz der Auftrag erteilt, ein neues Altarbild zu malen. Es sollte den Pestheiligen Sebastian darstellen. Auf dem Bild steht geschrieben: „St. Sebastian, Martyrer, Patron gegen die Pest. – Als auf Erden die Pest wütete, hast du uns vom Himmel her erhört.“
Auf dem Altartisch ist beim traditionellen Sebastiani-Amt der Stadtgemeinde auch noch eine Figur des heiligen Sebastian zu sehen. Diese stammt aus einer Schenkung des Rektors Sebastian Dillinger aus dem Jahr 1837. Sie stand früher einmal in der Stadtpfarrkirche und im Stadtmuseum. Nach einer Renovierung kam sie in die Friedhofkirche und wird zu diesem Dankgottesdienst aufgestellt.

   
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