Brandfackel über Wildenreuth

 

Die Brandfackel des Dreißigjährigen Krieges über Wildenreuth und Umgebung

 

Trotz Steuern, Fron und Zehent müssen unsere Ahnen vor dem ,,große Unfried“ ein geruhsames und beschauliches Dasein geführt haben. So wie heute war auch damals schon das Steueraufkommen als Wertmesser für den Wohlstand eines Landstriches anzusehen. Im Jahre 1581 waren Wildenreuth und seine Nachbardörfer Frodersreuth, Gössenreuth, Neuenreuth, Steinbach und Steinreuth mit einem Besitz von nahezu 1200 fl. zur Türkensteuer veranlagt, 50 Jahre später zahlten dieselben Orte immer noch 150 fl 45 kr., ein ganz ansehnliches Sümmchen, wenn man bedenkt, dass damals eine Kuh 6 fl kostete und 30 Eier für 10 kr zu haben waren.

Namenloses Elend und entsetzliches Unheil brachte der Dreißigjährige Krieg. Schon 1621 fiel Ernst von Mansfeld mit seinen Soldaten in die Oberpfalz ein. Der Chronist Staudt berichtet, dass sie viel Gottloses und Schandbares getan haben an Weibern und Kindern, dass mancher Mensch vor furchtbarer Marter gestorben ist oder siech blieb sein Leben lang. Viele Schandtaten schrieb der Volksmund den Schweden zu. Die schrecklichste Zeit für unsere Gegend begann aber erst nach den großen Schlachten bei Breitenfeld (1631) und Lützen (1623), als der Kriegsschauplatz nach Süddeutschland verlegt wurde.

Am 1. Juli 1632 zog Wallenstein mit seinen Truppen in Stärke von 60.000 Mann von Tirschenreuth über Weiden, Amberg, Neumarkt zur Alten Veste bei Fürth. Dieser Marsch vollzog sich in breiter Front und großer Tiefe. Teile der Armee kamen am 5. Juli durch Wildenreuth. Das sollte dem Orte zum Verhängnis werden.

Der Volksmund berichtet, dass die kaiserlichen Reiter bereits durchgezogen waren, als ein Nachzügler durch einen Schuss aus dem Hause Nr. 41 vom Pferd gestreckt wurde. Das herrenlose Pferd sei der Truppe nachgaloppiert. Daraufhin ritten die Kameraden des Erschossenen zurück, wohl in der Absicht, den Tod des Reiters zu rächen. Bald darauf ging das ganze Dorf in Flammen auf und Hunderte von Menschen wurden durch diese unüberlegte Tat eines Einzelnen obdachlos. In Urkunden ist nichts über die Ursache der Brandkatastrophe bekannt, jedoch ist die Niederbrennung Wildenreuths durch kaiserliche Truppen am alten Johannistage 1632 (5.7.) eine geschichtliche Tatsache.

Neun Jahre später. Noch wütete der finstere, männermordende Krieg. Und noch war kein Ende abzusehen. Soldaten vom Kolbischen Regiment unter einem Obristleutnant und Kürassiere unter dem Rittmeister Horneckh waren in der Zeit vom 6.-20.April 1641 hier und in der Umgebung im Quartier. Im Raum des Rittergutes Wildenreuth lagen ungefähr 130 Mann und 270 Pferde. In der kurzen Zeit von 14 Tagen verbrauchten diese: 140 Eimer Bier (1 Eimer = 60 Maß = 64,14 Liter), 11 Rinder und Ochsen, 31 Kälber und Ziegen, 26 Schweine, zusätzlich 440 Pfd. Fleisch, 53 Pfd. Fische, 34 Hennen, 20 Schock Eier, 139 Maß Schmalz, 33 Achtel Korn, 271 Achtel Hafer, 44 Fuder Heu und 23 Schock Stroh. Das sind gering veranschlagt 997 fl 44 kr oder 41 Stck. fünfjährige Ochsen oder 40 Pferde oder 4 große Höfe. Soweit ein Bericht im Staatsarchiv Amberg Abt. II Nr. 436.

(Quellenangabe: Geschichte des Dorfes Wildenreuth und seiner Umgebung).

 
   
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