Lobkowitz - selbst in Amerika bekannt

Das Bild zeigt von links nach rechts die Familie Lobkowicz:
vordere Reihe: Magaret B. Juett (Gattin von Martin), Alexandra Florescu (Gattin von William)
hintere Reihe: Martin, Martin Maximilian, William, auf dem Arm hat er seinen Sohn Wilhelm Rudolf;
Martin Lobkowicz hat nach der "samtenen" Revolution u.a. die Schlösser in Raudnitz und Mühlhausen zurückbekommen,
die nun sein Sohn William verwaltet.

 
Diese beiden Zeitungsausschnitte sind in einer amerikanischen Zeitung (Boston) etwa im Jahr 1982 erschienen. Durch einen Zufall wurden sie durch die Schwester von Peter Krahe aus Hamburg, Mrs. Elisabeth Purnell, die jetzt in der Nähe von Boston lebt und ihre Kindheit in Neustadt verbracht hat, zu einer Familienfeier mitgebracht. Die Familie Krahe ist sehr eng mit Bernhard Knauer befreundet und hat ihm diese Zeitungsausschnitte überlassen.

Es kann jedoch nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, wer genau aus der Familie Lobkowicz das Interview gab.

Nachstehend wurde der Zeitungsbericht übersetzt. Es geht dabei um ein Familientreffen der Familien Lobkowitz/cz in Neustadt an der Waldnaab im Jahr 1982. In diesem Jahr feierte die Stadt Neustadt ihr 750jähriges Jubiläum. Der damalige Bürgermeister Anton Binner hatte zu diesem Ereignis auch die Familien der ehemaligen Fürsten Lobkowitz, die sehr lange in Neustadt regierten, eingeladen und viele folgten dieser.

Übersetzung:

Europas Adel - Die andere Seite

Neustadt an der Waldnaab, Westdeutschland

Als die Prinzen und Prinzessinnen von Lobkowitz, zu einem seltenen Familientreffen, in diesem kleinen bayrischen Dorf zusammentrafen, waren dort keine Diademe, Titel, Knickse oder Verbeugungen.
Während die Welt des europäischen Adels in Persönlichkeitsmagazinen oft als eine nachklingend pompöse und unter anderen Verhältnissen, in einer ansonst stumpfsinnigen Welt, lebend dargestellt wird, ist die wirkliche Geschichte der alten, noblen Familien Zentraleuropas - zu denen die Lobkowitzer gehören - eine des Umbruchs und des Überlebens nach den doppelten Erschütterungen des Zweiten Weltkrieges und der folgenden Übernahme durch den Kommunismus.
In Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und dem Rest Zentraleuropas, wurden Land und Besitz enteignet und der Adel für eine besonders strenge Behandlung, als Rest von dessen, was die offizielle Propaganda als „korrupte Führungsschicht“ bezeichnete, herausgenommen. Heute leben diese Adeligen normalerweise in keinen Schlössern, oder verwenden ihre Titel. Sie sind nicht besonders gut situiert und arbeiten von 9.00 bis 17.00 Uhr.
„Der große Ausgleich war, dass sie alles verloren haben,“ sagt Brooks Lobkowitz, die letzte Woche an dem Treffen mit ihrem Mann Martin und ihren Kindern teilgenommen hat. „Und sie sind auf ihren Füßen gelandet.“ Zuerst Hitlers Invasion in der Tschechoslowakei und dann die Übernahme des Landes 1946 durch die Kommunisten entzündete eine Diaspora von Familien, wie die der Lobkowitz. Ein paar, wie die Familie von Martin Lobkowitz, die jetzt in Dover, Massachusetts, leben, landeten als Flüchtlinge in Nordamerika. Die Mehrheit jedoch, floh nach Westeuropa und einige blieben in der Tschechoslowakei. Jene die blieben, hatten mit Verfolgung zu kämpfen, besonders während der Zeit Stalins.

Jaroslav Lobkowitz, 43, der heute in München lebt, war es nicht gestattet an eine Universität zu gehen und so arbeitete er als Fernsehmechaniker, in der tschechischen Stadt Pilsen. Er sagt, dass ein Teil der polizeilichen Belästigung durch die Tatsache zustande kam, dass er öffentlich praktizierender Katholik war. Nachdem er 1968 emigriert war, ging er an die Universität und arbeitet jetzt als ein Computerwissenschaftler für Siemens, für die er eine neue Computergeneration entwickelt hat.
„Aber jetzt ist es viel besser in der Tschechoslowakei,“ sagt er über die Verfolgungen von Familien wie dieser. Der einfache Grund dafür, so sagt er, ist, dass diese Gruppe auf eine schwindend geringe Anzahl in diesem Land sank und sie nicht länger eine Gefahr für die Behörden darstellen.
In Polen und Ungarn, wo sich ebenfalls große und einflussreiche Adelsgeschlechter befanden, war die Behandlung dieser alten Familien weitaus milder, als in der Tschechoslowakei. In Polen ist es immer noch eine Angelegenheit von beachtlichem Prestige, auf einem Landgut geboren worden zu sein. Unter der solidarischen Opposition, die hauptsächlich aus Arbeitern besteht, ist immer noch Bewunderung für die polnische Aristokratie vorhanden, da sie den polnischen Nationalismus repräsentiert und für eine „bessere“, vorkommunistische Vergangenheit steht.
Sogar nach der Enteignung von Land, erlaubten die polnischen Behörden den Adeligen, auf ihren früheren Besitzungen saisonbedingt zu Jagen. Auch in Ungarn war die Behandlung neutral, da die Behörden älteren Adeligen erlaubten, in Familienresidenzen zu verweilen und manchmal sogar das Innere dieser Residenzen zu ihrer früheren Pracht wiederausbauten.
Aber in der Tschechoslowakei, einem Land, das in seiner offiziellen Propaganda gegen die Habsburger und den Adel wettert, gibt es solche Feinheiten nicht.
Von den vielen Burgen und Schlösser, welche die Lobkowitzer einst besaßen, ist heute kein einziges in deren Hand.
Neustadt, der Platz wo das Familientreffen stattfand, war ein Fürstentum der Familie Lobkowitz, jedoch wurde das Familienschloss dort im späten 19. Jahrhundert verkauft, da sie mehr Besitzungen hatten, als sie wussten was damit zu tun. Drei Familienmitglieder leben heute in Schlössern, aber diese waren entweder durch Heirat geerbt, oder wie in einem Fall erst vor kurzem in Nordfrankreich gebaut.
Aber die meisten der Lobkowitzer ergreifen Partei für einen gedämpften Stil und meiden die Öffentlichkeit für sich oder ihren Namen. Viele weigerten sich, sich während des Familientreffens interviewen zu lassen. Sie schauen mit entsetzen auf knallige Mitglieder der Familie. Francis Schwartenberg, der mit einem Lobkowitzer verheiratet ist, kritisiert Angeber unter der Aristokratie und sagt, dass er keinen Titel benutze.
Aber für dieses seltene Ereignis tragen einige der europäischen Lobkowitzer eine Karte, die sie als Prinzen und Prinzessinnen identifiziert.
Mit dem Zusammenbruch des Österreich-Ungarischen Königreichs 1918, wurden die Titel der zentraleuropäischen Aristokratie formal beseitigt. Aber bis heute ist es in Westeuropa Mode, sie zu benutzen.
Gesellschaftliche- und Klatsch-Zeitungen sind voll mit Namen von Herzogen, Grafen und Graf, dem deutschen Wort für earl oder count. Für diese, die einen solchen Status suchen, verkaufen Inserate von Zeit zu Zeit „Titel“, an „qualifizierte“ Personen - was bedeutet, an solche, mit genug Geld einen zu kaufen.
Aber bei diesem Zusammentreffen waren viele, die solche Praktiken im besten Falle als langweilig betrachteten. „Warum sollte ich mich selbst einen Prinzen nennen, wenn ich als Manager eines Büros arbeite?“ fragt ein Lobkowitzer, der nicht mit Namen zitiert werden wollte.

(Übersetzung des Artikels aus dem Englischen durch Michael Knauer)

   
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