Nordwestlich von Prag,
direkt an der Elbe und ca. 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt,
liegt Raudnitz. Die Stadt an der Elbe wird geprägt von einem großen
rechteckigen Schloss, welches zum Stammsitz der Lobkowitzer werden sollte.
Auf der einen Seite fällt der Hang, auf dem es steht, steil hinab zum Fluss,
auf der anderen öffnet es sich hin zum Marktplatz. Leider versperren die
hoch gewachsenen Bäume und Büsche von der Elbebrücke aus den einstmals
bestimmt markanten Anblick des Bauwerkes.
In alter Zeit stand an dieser Stelle eine Burg der Bischöfe - später
Erzbischöfe - von Prag. Schon im Jahr 1194 wird es erwähnt und unter
Kaiser Karl IV. zu einer Art noblen Staatsgefängnisses für den römischen
Volkstribun Cola Rienzi. In den Hussitenkriegen ging Raudnitz in
weltlichen Besitz über, wechselte in den kommenden Jahrzehnten oft den
Besitzer und verfiel.
Erst mit dem mächtigen Oberburggrafen von Böhmen, Wilhelm von Rosenberg,
kommen wieder bessere Zeiten. Da die Ehen kinderlos waren, vermachte er
den Besitz seiner vierten Ehefrau Polyxena, geb. Pernstein. Sie vermählte
sich 1603 mit Zdenko Adalbert, Freiherrn von Lobkowitz, womit der Besitz
in die Hand der Lobkowitzer kam. Ihr gemeinsamer Sohn Wenzel Eusebius und
dessen Sohn Ferdinand August erbauten das noch heute in seiner alten Form
erhaltene Schloss in den Jahren 1660 - 1684 auf den Mauern der
historischen Bischofsburg neu.
Bis vor kurzem konnte nicht einmal der Innenhof besichtigt werden, da eine
Militäreinrichtung in den ehrwürdigen Mauern untergebracht war.
Inzwischen kann man zumindest die beiden Treppenaufgänge im Eingang
bewundern.
Viele alte Bücher und Beschreibungen des Inventars von Raudnitz sprechen
von unermesslichen Kunstschätzen die in den Räumen des Schlosses
gesammelt wurden. Hier nur einige Auszüge: Bibliothek mit 50.000 Bänden
(„eine der reichhaltigsten und bestgeordneten in Böhmen für die
Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts“, „eines der größten alten Büchersammlungen
Alt-Böhmens“), Evangeliar aus dem 10. Jahrhundert, bedeutende
Sammlung von Musikinstrumenten (Amati, Stradivari, Steinergeigen,
besonderer Stolz Steiner-Baßgeige), Gemäldesammlung mit Werken von
Canaletto, Rubens, Lucas Cranach, Titian, Albrecht Dürrer, Hanns Holbein,
van Dyck, Rembrandt. Diese kurze Aufzählung lässt auf ein wahres Museum
von wirklich unschätzbarem Wert schließen. Die Kunstschätze sind
erhalten, leider aber in alle Himmelsrichtungen zerstreut.
Der letzte Besitzer von Raudnitz war 1945 Max 11. Fürst von Lobkowitz und
Herzog von Raudnitz.
Der
Stadtplatz von Raudnitz wird eindeutig geprägt vom Stammschloss der
Familie Lobkowicz. Einstmals der Hauptwohnsitz der Familie, gehört das
Schloss nun William von Lobkowicz. Derzeit ist es aber noch an das
Militär vermietet. Dieses nutzt es als Militärmusikschule. |
Raudnitz
war einst im Mittelalter auch Bischofsitz. In dieser Kirche soll der
Hl. Nepomuk der Sage nach seinen letzten Gottesdienst vor seinem Tod
gefeiert haben. Außerdem soll in dieser Kirche Jan Huss zum Priester
geweiht worden sein. |
An
der Außenmauer der Stadtpfarrkirche sieht der Besucher diese Quelle.
Das braune, eisenhaltige Wasser hat Raudnitz seinen Namen gegeben. |
In
den letzten Jahren wurde die Stadtpfarrkirche in Raudnitz einer
gründlichen Renovierung unterzogen.
Leider ist sie aber nicht immer zugänglich.
Der Besucher sollte evtl. an der Tür des danebenliegenden Pfarrhofes
klopfen. |
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