Plass (Plasy)

In der St. Wenzels-Kirche liegt der ehemalige Reichskanzler Metternich und seine Frauen noch heute begraben.

Ausflüge nach Böhmen sind seit über einem Jahrzehnt ein ganz normaler Vorgang. Unser östlicher Nachbar wird uns vom Land her immer vertrauter und auch die Kontakte zwischen den Bürgern verbessern sich. Vieles aber ist in der Nachkriegszeit in Vergessenheit geraten. Kennen wir alle Eger, Marienbad oder Karlsbad, so schlummern noch so manche Schätze im Verborgenen, die oftmals nur durch Zufall gefunden und entdeckt werden. So ist es auch mit dem ehemaligen Zisterzienserkloster Plass, in der Nähe von Pilsen. Das Kloster wurde wegen seiner Größe und Bedeutung auch der "Böhmische Escorial" genannt.
Der gleichnamige Ort Plass mit seiner Abtei liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Pilsen und beeindruckt durch seine ungewöhnlichen Ausmaße und Architektur. Santini und Dientzenhofer waren die Baumeister, Josef Kramolin, Karl Skreta und F.A. Müller die Maler und Matthias Braun der Bildhauer. Besitzer im 19. Jahrhundert war nach der Säkularisation der österreichischen Kanzler Clemens Wenzeslaus Lothar Paul Alfons von Metternich (geb. 15.5.1773, gest. 11.6.1859) der noch heute, zusammen mit seinen drei Frauen, in der begehbaren Gruft der Wenzelskirche auf dem Klosterfriedhof begraben liegt.
Im romantischen Tal des Flusses Střela befindet sich ein ehemaliges Zisterzienserkloster, das vor dem Jahre 1146 vom Fürsten Wladislaw II. gegründet wurde. Der Ordengemeinschaft wurde die Ansiedlung an dem Ort aufgetragen, der eigentlich für eine menschliche Besiedelung eher unwirtlich war. Diese „Ordensregel“ galt auch für Plass. Sumpfiges Gelände war dabei nicht gerade eine gute Voraussetzungen für eine Klostergründung.
1421 wurde das Kloster von den Hussiten besetzt, anschließend mehrfach neu auf- und umgebaut und im hohen Mittelalter besaß der Orden bereits 70 Dörfer in der Umgebung. Nach dem 30jährigen Krieg ließen die Äbte die große Klosteranlage nach den Plänen der bekannten Baumeister Giovanni Santini und Kilian Ignaz Dientzenhofer in eine große Barockanlage umwandeln. Die gewaltige Baumasse der neuen Anlage verlangte jedoch von den Baumeistern einige gewagte Überlegungen. Der immer noch sumpfige Boden musste trocken gelegt werden bzw. man musste nach geeigneten Mitteln suchen, um die Natur zu überwinden. So wurden mehr als 5.000 mächtige Eichenstämme für das Fundament der Klosteranlagen in die Erde gerammt. Dies sieht der Besucher noch heute in einem Treppenhaus, in dessen Tiefe ein kleiner Bach fließt.
Nachdem die kirchlichen Besitzungen unter Kaiser Josef II. säkularisiert wurden, erwarb es im Jahr 1825 der damalige Reichskanzler Fürst Metternich, der es zu seiner Residenz umbauen ließ. Dies war für Metternich eine ideale Gelegenheit, seinen Besitz in Böhmen zu vergrößern.
Nicht unweit von Marienbad, also einer geringen Entfernung von Plass aus, besaß die Familie einen Besitz seit dem 30jährigen Krieg, Schloss Königwart. So konnte Metternich neben den Räumlichkeiten für seinen persönlichen Zweck auch die landwirtschaftlichen Produkte aus seinem neuen, sehr großen Besitz, hier in Plass ausgezeichnet lagern. Bis zum Jahr 1945 blieb es im Besitz des Hauses Metternich, bis es dann in Staatsbesitz überging.
Die mächtige Ausdehnung der Klosteranlagen kann man auch daran erkennen, dass in den Blütezeiten mehr als 1.000 Mönche im Kloster Plass untergebracht waren.
Die wertvolle Architektur der großen Klosteranlage wird in den Kapellen und in den Gängen des ersten Stockes bei einer Besichtigung dem Besucher eindrucksvoll präsentiert. In den letzten Jahren erfolgte eine gründliche Renovierung des Klosterkomplexes, der nun wieder beweist, welches Leben hier einstmals herrschte.

   
zurück zur Übersicht "Reiseziele in Böhmen" zurück zur Hauptseite