Gleich
in der Nähe von Melnik, nur ca. 20 Kilometer in südwestlicher
Richtung, an der Moldau gelegen, kommt ein kleiner Ort, der alle
Kunstliebhaber nach einer Besichtigung begeistern wird.
Der kleine Ort hat zwei Kostbarkeiten zu bieten: Das Geburtshaus des
weltbekannten Komponisten Antonin Dvorak, hier ist heute eine Gedächtnisstätte
errichtet, und als architektonisches Juwel das Schloss, das als
uneinnehmbare Festung auf einem Felsen über der Moldau emporragt.
Das Schloss gehört zu den bedeutendsten Objekten im Spätrenaissance-Stil
in Böhmen. Trotz aller Schicksalsschläge hat es sich fast in seiner
ursprünglichen Form erhalten, die es als Neubau des Florian Griesbeck von
Griesbach in den Jahren 1552 - 1614 bekam. Das dreiflügelige Schloss schmücken
von außen erst unlängst erneuerte figurale Sgrafittos. Das Schloss wurde
im Jahr 1623 durch Polyxena von Lobkowitz, geb. von Pernstein, gekauft.
Wie schon Raudnitz kam auch Mühlhausen durch die Heirat mit Zdenko von
Lobkowitz in deren Besitz, hatte aber nie außer eines Verwaltungssitzes
eine besondere Bedeutung..
Im Schloss ist heute eine Ausstellung alter europäischer Kunst, die die
Mittelböhmische Galerie Prag in 22 Sälen zusammengestellt hat, zu
sehen. Diese Ausstellung umfasst Bilder einer Reihe europäischer Schulen
und kunsthandwerkliche Gegenstände, besonders aus dem 16. bis 19.
Jahrhundert. Der größte Teil stammt aus der sogenannten Lobkowitzer
Sammlung aus Roudnice, die zu den ältesten und bedeutendsten adeligen
Kollektionen in Mitteleuropa zählt. Die drittgrößte Kollektion
spanischer Porträts der Welt aus diesem Fonds wurde durch Exponate aus
der Tschechischen Sammlung zu einer einzigartigen Übersicht der
spanischen Kunst auf unserem Gebiet erweitert. Unter den Werken gibt es
von so klangvollem Namen wie Canaletto, Velazquez, Lucas Cranach der Ältere
auch eine Reihe weiterer Meister der italienischen, niederländischen,
holländischen, flämischen, deutschen und österreichischen Malerei. Ergänzt
wird die Ausstellung durch bemerkenswerte Möbelstücke, keramisches
Tafelgeschirr, Glas und Porzellan.
So ziemlich am Ende des Rundgangs durch die Ausstellung wird das Herz
aller Neustädter wohl einen kleinen Satz machen: In zwei Räumen wird
eine Waffensammlung gezeigt, die von Wenzel Eusebius von Lobkowitz
angelegt wurde. Dies wäre noch nichts Besonderes. Schaut man sich die
Gewehre und Pistolen jedoch näher an, so kann man auf den Läufen genau
erkennen, wo diese hergestellt wurden: Neustadt a.d. Waldnaab. Auch die
Hinweise auf den Schaukästen deuten auf unsere Heimatstadt hin.
Wer das Schloss einmal besucht hat, der wird auch die Aussage eines
Chronisten verstehen, der nach einem Besuch folgendes niedergeschrieben
hat: „Viel länger als geplant, verweile ich im Schloss, doch auch die
doppelte Zeit hätte nicht ausgereicht, um alle Exponate eingehend zu
betrachten. So bleibt mir nur der Vorsatz, dass dieser Besuch nicht der
letzte gewesen sein mag.“
Das Schloss wurde im Jahr 1992 mit all seinem Inventar wieder an das Fürstenhaus
Lobkowitz übergeben. Besitzer ist derzeit William von Lobkowitz, ein
Cousin von Georg von Lobkowitz, dem Schloss Melnik gehört.
Wenn man schon einmal in Nelahozeves ist, sollte man einen Besuch im
Geburtshaus von Antonin Dvorak nicht versäumen. Es liegt vom Parkplatz
des Schlosses keine 150 Meter entfernt.
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