Mariánské Lázně /Marienbad

Nach dem Entstehen des Kurortes kam es zu verbreiteten Änderungen und zum Umbau des Terrains. Der damalige Abt Karl Caspar Reitenberger berief für die Gestaltung der Parkanlagen den Gartenarchitekten Václav Skalník, der aus einer berühmten Gärtnerfamilie stammte und in den Diensten der Familie Lobkowic stand. Er bearbeitete einen großzügigen Plan, da er nützliche Erfahrungen für seine Arbeit nicht nur in Böhmen, aber auch im Ausland erwarb. Die Sümpfe und Moore mussten trockengelegt werden. Skalník gelang es im Laufe von sechs Jahren seinen Plan zu verwirklichen. Die Lokalität bekam einen völlig veränderten Charakter. 1824 standen hier mehr als vierzig ansehnliche Häuser.In der Zeit der sogenannten tschechischen Wiedergeburt war Mariánské Lázne eines der Mittelpunkte des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. In die Stadt kamen tschechische Erwecker, Wissenschaftler und Künstler, die die Gründung des Nationalmuseums in Prag vorbereiteten, Josef Dobrovský, Karel Kaspar Sternberk, Isidor Antonín Lobkovic. Nicht zu vergessen sind auch zwei große ärztliche Persönlichkeiten, Karel Josef Heidler der Kurarzt und Frantisek Ambro? Reusse ein berühmter Balneologe, der mit der fachmäßigen Aufsicht über die Quellen beauftragt wurde. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine einzige Möglichkeit von fern und nah nach Mariánské Lázne zu kommen, die Kutsche. Die Kurstadt war durch nur eine Straße, Planá - Cheb verbunden. Es war nötig weitere Strecken nach Karlovy Vary, Chodová Planá und über Velká Hledsebe zur Hauptstraße nach Cheb zu errichten. Die Erfindung der Dampfmaschine wurde der Kurstadt zu großem Nutzen. 1872 bestand schon die Möglichkeit die Eisenbahnstrecke von Wien über Plzen nach Cheb zu benutzen. Der erste Zug aus Karlovy Vary traf in Mariánské Lázne im Jahrwe 1898 ein. Schon vorher, im Jahre 1848 wurde die Herrschaftsbeziehung des Klosters über die Kurstadt aufgehoben, und Mariánské Lázne erhielt die Rechte einer selbstständigen Stadt. In dieser Zeit kam es zur großartigen Entwicklung, mit der die Persönlichkeit des Bürgermeisters Dr. August Herzig verbunden ist. Es war ein kluger fortschrittlicher Mensch mit festem Charakter. In seiner Amtszeit wurden in der Stadt viele, für die Öffentlichkeit nützliche, Einrichtungen gestaltet - Kurhäuser, die Kolonnade aus Gusseisen, die Torfmoorbäder, das Militärkurhaus, das Krankenhaus, die Spaarkasse, das Stromwerk, der Stausee, die Kanalisation, die Straßenbeleuchtung, der erste Kindergarten. An den umfangreichen Rekonstruktionen nahm auch das Kloster, das noch die Quellen und die Kureinrichtungen besaß, teil. Der Architekt Josef Schaffer errichtete das monumentale Neue Bad im Baustil der Neo Renaissance und andere Bauten. Die Stadt wurde um die Teile Bahnhof und ?enov erweitert, die bis zu dieser Zeit zu Úsovice gehörten. Es wurden das Balneoinstitut, die orthodoxe Kirche und der Bahnhof, mit dem das Zentrum mit einer Straßenbahn verbunden war, gebaut. 1902 wurde Mariánské Lázne zur Kreisstadt erhoben und stand von dieser Zeit an auf dem Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens. Zwischen den Jahren 1907 - 1913 lag die jährliche Zahl der Gäste nie unter dreißig tausend. Ein Rekord wurde 1911 erreicht - 34 509 Besucher. Im 2. Weltkrieg verringerte sich der Aufenthalt der Kurgäste im Durchschnitt um jährlich 20 000. Nach dem Krieg und nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik dauerte es noch mehrere Jahre bevor der Kurbetrieb wieder in den richtigen Lauf gebracht wurde. Die Kurverwaltung gab sich Mühe der Stadt wieder den Ruf und Glanz zurückzubringen, und es scheinte zu gelingen. Es kamen Monarchen, Politiker und es stieg ebenfalls die Zahl der einfachen Leute.
Das Jahr 1929 erreichte sogar den Rekord mit 41 226 Besuchern. Dieser Aufstieg war leider nicht von langer Dauer. Am Ende der zwanziger und am Anfang der dreißiger Jahre war das Land durch die allgemeine Wirtschaftskrise betroffen. Es ist aber wichtig zu erwähnen, dass trotz allen Schwierigkeiten mehrere Schulen, die städtische Wasserleitung und der Flugplatz Sklá?e errichtet wurden. Die schlimmen wirtschaftlichen Bedingungen, die Arbeitslosigkeit und die Propaganda der Henlein Vertreter führten zur Aktivierung der nazistischen Bewegung unter der deutschen Bevölkerung. 1933 wurde hier von bestellten Mördern der fortschrittliche deutsche Philosoph Theodor Lessing, der vor Hitler aus Deutschland fliehen musste, erschossen. Im Haus in der Trebízský ? Str. 213, wo er wohnte, ist eine Gedenktafel angebracht. Die Ereignisse der damaligen Zeit führten nach und nach zu einem Konflikt. Es war nur eine Frage wer zuerst ?die Karte zieht?. Es geschah 1938 durch das ?Münchner Abkommen?. Die Grenzgebiete wurden ans Deutsche Reich angeschlossen, die tschechische Bevölkerung vertrieben, die Juden und Kommunisten verfolgt. In Mariánské Lázne verbrannte man die jüdische Synagoge und zerstörte den Judenfriedhof. Das war das Ende der Tschechoslowakischen Bourgeoisie Republik und der Anfang der nazistischen Okupation. Im 2. Weltkrieg war Mariánské Lázne eine Lazarettstadt, durch die Kollonnen mit Häftlingen aus den Konzentationslagern, die vor der Front flüchteten, zogen (Todesmärsche). Es war der tragischste Zeitabschnitt in der Geschichte der Kurstadt. Zum Glück scheinte in der Ferne die Hoffnung auf die Befreiung.

   
zurück zur Übersicht "Reiseziele in Böhmen" zurück zur Hauptseite