Loket (Elbogen)

„Heute waren wir in Ellbogen, das über alle Beschreibungen schön liegt und sich als ein Kunstwerk von allen Seiten betrachten lässt“, dies vermerkte Johann Wolfgang von Goethe am 1. Juli 1807 in seinen Aufzeichnungen über die kleine Stadt an der Egerschleife. Dominiert wird Loket, wie sein tschechischer Name lautet, jedoch von einer Burg, die auch eine enge Verbindung zu Kaiser Karl IV. hat, der hier als Kind in Gefangenschaft saß, später aber öfter den Ort besuchte. Von hier aus soll er bei einer Jagd auch die Quellen von Karlsbad entdeckt haben.
Der kleine malerische Ort Loket liegt etwas versteckt an der Straße von Eger nach Karlsbad. Fährt man von Sokolov von der Hauptstraße ab, erreicht man ihn nach weniger als zehn Kilometer. Gleich am Ortseingang fällt die Burg ins Auge. Sie wurde auf dieser strategisch günstigen Lage im 12. Jahrhundert vom böhmischen Fürsten und späteren König Wladislav dem II. (1140 - 1172) gegründet. Die Burg diente verschiedenen Zwecken, insbesondere als Schutz des Handelsweges, der aus Prag durch Eger nach Plauen und Erfurt führte. Gleichzeitig erfüllte sie eine Funktion als Grenzfeste.
Der Ausbau der romanischen Burg wurde durch die Form des Granitfelsenmassivs beeinflusst. Auf seinem höchsten Punkt ist ein romanischer Turm gebaut worden, der auch besichtigt werden kann. Um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts entstand in der Vorburg eine befestigte Königsstadt, die zum ersten mal im Jahre 1234 erwähnt wird.
Vom 13. Jahrhundert bis zum 15. Jahrhundert wurde die Burg allmählich erweitert und der romanische Bau veränderte sich in eine gotische Festung, die oft von Angehörigen des Königshauses besucht wurde. Im Jahre 1319 eroberte Johann von Luxemburg die Burg ohne jeglichen Widerstand und brachte seine Gattin nach Melnik (die Burg der böhmischen Königinnen). Seinen Sohn Wenzel, den späteren böhmischen König und römischen Kaiser Karl IV. hielt er hier noch zwei Monate hinter Schloss und Riegel. Er fürchtete sich davor, dass dieser, durch die böhmischen Stände zum neuen König ausgerufen worden wäre. Wenzel war damals drei Jahre alt.
Während der Hussitenkriege versuchten die Hussitenheere die Burg zweimal zu erstürmen, aber die Burg bestand. Zur größten Blüte gelangte die Burg erst nach dem Ende der Hussitenkriege, als sie mit Ländereinen von König Sigmund gefördert wurde. Die Burg gehörte den Schlik mehr als hundert Jahre (1434 - 1547) und zu dieser Zeit änderten sie die Burg in einen Repräsentationssitz, dessen Architektur im Geiste der Spätgotik und eintretenden Renaissance.
Während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges trafen schwere Schicksalsschläge die Burg und auch die Stadt. Die Burg ist im Jahre 1621 von Wallensteinheeren erstürmt und im Jahre 1648 von Schweden ausgeplündert worden.
Im Jahre 1788 wurde ein Vorschlag zum Burgumbau auf ein Stadtgefängnis eingebracht. Die Bauarbeiten hat man im Jahre 1822 beendet. Während dieser Zeit wurde der romanische Palast in der Nachbarschaft des Turmes abgerissen. Andere Gebäude sind um ein Geschoß erniedrigt worden.
Seit dem Jahr 1992 ist die Burg im Eigentum der Stadt Loket und Öffentlich zugänglich.
In der Ecke eines Raumes in der Burg findet der Besucher eine Büste von Johann Wolfgang von Goethe. Goethe besuchte Loket dreizehn Mal. Zuletzt im Jahre 1823, als er hier seinen 74. Geburtstag gemeinsam mit seiner größten Liebe, der 19jährigen Ulrike von Levetzow feierte. Nach dem Geburtstag bat er um ihre Hand, aber er erhielt eine abschlägige Antwort. Dieses persönliche Ereignis im Leben des Dichters findet sich in den „Elegien aus Marienbad“ wieder.
Eine Besichtigung der Burg lohnt sich, vor allem mit Kindern. In einigen Zimmern kann man Möbel sehen und wer es besonders romantisch haben möchte, kann sich auch in einem speziell eingerichteten Zimmer trauen lassen.
Auch ein besonderer Stein zieht die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich.
Der große Stein ist in einer Vitrine untergebracht. Es ist eine Nachbildung des ältesten bekannten Meteoriten auf der Welt, der nach seinem Aufprall 107 kg wog. Im vorigen Jahrhundert ist er geteilt worden, wobei sein größerer Teil (ganze 80 kg) nach Wien gesandt wurde, ein Stück von 22 kg ist der Stadt übrig geblieben.
Dieses befindet sich heute in den Museumssammlungen der Stadt Sokolov. Der Meteorit wird auch „Verwunschener Burggraf“ genannt (der Burggraf war derjenige, der sich um die Burg während der Abwesenheit des Königs kümmerte). Eine Sage erzählt, dass in der Burg der sehr böse Burggraf Puta von Illburk lebte, der für seine Schandtaten verflucht und in einen Stein verwandelt wurde.

Nachfolgend einige Bilder von der Burg Ellbogen und aus der Stadt.

   
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