Ausflüge
nach Böhmen sind seit einem Jahrzehnt ein ganz normaler Vorgang. Unser östlicher
Nachbar wird uns vom Land her immer vertrauter und auch die Kontakte
zwischen den Bürgern verbessern sich. Vieles aber ist in der
Nachkriegszeit in Vergessenheit geraten. Kennen wir alle Eger, Marienbad
oder Karlsbad, so ist für viele Bad Königswart (ca. fünf Kilometer von
Marienbad entfernt) und sein Metternich-Schloss eher unbekannt. Dabei hat
dieses Schloss durch seinen ehemaligen Besitzer dem österreichischen
Kanzler Clemens Wenzeslaus Lothar Paul Alfons von Metternich (geb.
15.5.1773, gest. 11.6.1859) eine große Vergangenheit.
Die Familie Metternich-Winneburg kam im Jahre 1622 in den Besitz
des Lehen Königswart. Sie erhielten es als Pfand, als sie siegreich aus
der Schlacht am Weißen Berg hervorgingen. Dieses Lehen teilten sich fünf
Brüder, die alle zu diesem Familienzweig gehörten. Mitte des
17.Jahrhunderts wurde Königswart dann alleiniger Besitz von Phillipp
Emmerich von Metternich. Seit diesem Zeitpunkt war Königswart Sitz der
Familie Metternich.
Den ersten eindeutigen Hinweis über das Aussehen des Anwesens stammt aus
dem Schätzungsinventar der Herrschaft Königswart von 1624, welches an
der Stelle des heutigen Schlosses „in zimblicher spolirung und verwüstung
des ganzen hauswesens ein Herrenhaus“ erwähnt. Die Grundmauern dieses
Herrenhauses konnte man 1842 beim Bau einer Wasserleitung für das Schloss
erneut nachweisen. 1690 wurde dieses Haus abgetragen, um einem
Schlossneubau zu weichen, welcher von Graf Phillipp Emmerich von
Metternich in Auftrag gegeben wurde. Von diesem Bau existieren eine
Planskizze und zwei Ansichten.
Es war ein barocker einstöckiger Bau, der durch zwei giebelgekrönte
Risalitbauten seitwärts und einem dreistöckigem Mittelrisalit mit
Blendpfeilern und einem großen Torbogen gegliedert war. Daran schlossen
sich im rechten Winkel zwei Flügel an, rückseitig ein Torhaus und
Wirtschaftsgebäude. Im längeren Flügel, der einen Zwiebelturm besaß,
war die Schlosskapelle untergebracht, die in der Ursprungsform nicht mehr
existiert. Ein großer Umbau des gesamten Schlosses, der sowohl innen, als
auch außen zu großen Veränderungen führte, wurde zwischen 1833 und
1839 durch den Staatskanzler Metternich vorgenommen, der in Zusammenarbeit
mit dem Architekten Peter von Nobile geschah.
Beschreibung des Schlosses Königswart
Metternich kam das
erste Mal etwa 1786 mit Königswart in Berührung. In einem Brief an seine
Frau vom 13.September 1835 schrieb er: „Bedauerlicherweise habe ich Königswart
verlassen, es ist wirklich ein angenehmer Ort, den ich gleichzeitig mit
dem Gefühl eines Sohnes wie ein Vater liebe. Vor 49 Jahren bin ich das
erste Mal dorthin gekommen“. Etwa 1794 ist er dann von seinem Vater
beauftragt worden, das Anwesen, zu welchem nicht nur das Schloss gehörte
und die Verwaltung, welche sich damals in einem recht desolatem Zustand
befunden haben muss, einer Umgestaltung und Verbesserung zu unterziehen.
In dem oben genannten Brief wird ein Hinweis auf diese Sache gegeben.
„Acht Jahre später hat mich mein Vater geschickt, um Ordnung in die
Verwaltung von Königswart zu bringen. Also habe ich angefangen, die
ersten Pflanzungen in Maiberg und Schönbusch zu veranlassen.“
Schloss Königswart liegt eingebettet in einen Landschaftsgarten, der
bereits 1785 vom Wiener Gartenarchitekten Biba begonnen wurde und erst mit
Abschluss der Umbauten am Schloss vollendet war. Dieser Garten wurde maßgeblich
von Metternich in seinem Aussehen beeinflusst. So kann man unter anderem
eine Bierbrauerei, eine Schmiede und eine Gärtnerei finden.
Sieht man den Aufwand, welcher für den im Gartengelände stehenden
Obelisken getrieben wurde, der vor allem eine private Denkmalsstätte war
und auch von Metternich selbst finanziert wurde, so kommt diesem unter den
aufgestellten Statuen und Gebäuden eine große Bedeutung bei. Dieser
wurde von Metternich als Denkmal für Kaiser Franz und Ferdinand I 1838
errichtet. Der in Quadern ausgeführte Obelisk steht auf einem
dreiteiligen Sockelbau. Auf den Seitenwangen sind zwei in hohem Relief
ausgeführte Löwen zu sehen, die gleichfalls in Maria-Zell hergestellt
wurden. Gekrönt wird der Obelisk von einem vergoldetem Adler. In den
Mittelteilen des Sockels sind auf beiden Seiten Bronzetafeln angebracht,
wo einmal die Stifter und einmal die Wahlsprüche der beiden Fürsten
genannt werden.
Betrachtet man andere Schlossbauten in dieser Zeit, so ist es doch ungewöhnlich,
dass Metternich den spätklassizistischen Empire-Stil wählte. Eine
plausible Erklärung, die jedoch einer genaueren Überprüfung bedürfte,
wird durch Christoph Thienen-Adlerflycht geliefert: „In England stellt
die Neogotik einen politischen Stil dar, den die Whigs seit der Mitte des
18. Jahrhunderts gegen die klassizistische Baukunst der Torries, mit eben
denselben Argumenten verfochten, die sie auch in ihrem Kampf um die
Erweiterung der parlamentarischen Freiheit ins Treffen führten“ Dieses
findet sein Äquivalent in einem Konflikt, der sich in Österreich
zwischen den führenden Adelskreisen und dem in diesen Jahren schon sehr
konservativen Metternich abspielt. Die Frage, ob die politische Bedeutung
von Architektur auch in so direktem Zusammenhang mit der Wahl des Stiles
beim Umbau des Schlosses Königswart gesehen werden kann, ist nicht so
eindeutig zu beantworten, denn klare Hinweise darauf fehlen. Man kann
jedoch davon ausgehen, dass Metternich diesen Stil, der sich bereits
durchgesetzt hatte, wählte, weil er zumindest mehr auf die traditionellen
Werte, denn auf neuere architektonische Ausdrucksmittel, die zumeist mit
einem Hauch von Erneuerungswillen verbunden sind, Wert legte.
Schloss Königswart diente Metternich nicht nur als Rückzugspunkt. In den
Jahren seiner politischen Tätigkeit nutzte er ihn sehr oft für diese
Zwecke. So war zum Beispiel Kaiser Ferdinand 1835 im Schloss. Durch den
auch sehr privaten Charakter der Anlage schuf er eine für seine öffentlichen
und privaten Bedürfnisse eine adäquate Umgebung.
Letzte Bewohner von Schloss Königswart waren Paul Metternich und seine
Gattin Tatiana, die 1945 kurz vor der Besetzung des Gebietes um Marienbad
durch die russische Armee nach Johannisberg bei Koblenz flüchteten. Diese
„freiwillige“ Flucht ist auch der Grund, weshalb die Familie
Metternich ihre Besitzungen in Tschechien nach der „samtenen
Revolution“ nicht mehr zurückerhalten hat.
Das Objekt steht unter Verwaltung des Denkmalinstitutes Pilsen.
Nach 24 Jahren wurde im Jahr 2000 das Schloss erstmals wieder zur
Besichtigung freigegeben. 25 Räume können zu den üblichen Öffnungszeiten
besichtigt werden: Darunter die Treppenhalle, der Dunkle Salon, der
Malachitsalon, das kleine Arbeitszimmer, der Blaue (Napoleons) Salon, das
Kanzlerarbeitszimmer mit einem Ausziehtisch, der während des Wiener
Kongresses (1814 - 1815) diente, die Richards Bibliothek mit einer
versteckten Tür, der Grüne Salon mit Porträten der Angehörigen der
Familien Habsburg und Metternich, die Billardhalle mit einem russischen
Billardtisch (Geschenk vom Zaren Nikolaus I.), der große Saal mit
Skulpturen von Antonio Canova, der Speisesaal mit Familienporträten und
einem einzigartigen Thomire-Tischservice auf Mahagoni-Möbelstücken, der
Rauchersalon im Renaissancestil - mit vier Altartafelbildern von Bernard
Strigel (um 1510), der Musiksalon, der Orientalische Gang mit einer
Kollektion von japanischen lackierten Schmuckkassetten, das
Schlosszeughaus mit 220 Blank- und Feuerwaffen, die Karl Huss -
Ausstellung mit Exponaten, die an den letzten Scharfrichter der Stadt Eger
und den Gründer des Schlossmuseums erinnern, die Schlosskapelle des
heiligen Antonius von Padua - mit einem Marmoraltar und Reliquien des hl.
Bonifatius (Geschenk vom Papst Gregor XVI.), die Kanzlerbibliothek, der Ägyptische
Salon und das Kabinett der Kuriositäten. |
Die Geschichte des Schlosses Königswart reicht bis Ende des
13.Jahrhunderts zurück. Die Familie Metternich-Winneburg kam im Jahre
1622 in den Besitz des Lehen Königswart. Sie erhielten es als Pfand, als
sie siegreich aus der Schlacht am Weißen Berg hervorgingen. Dieses Lehen
teilten sich damit fünf Brüder, die alle zu diesem Familienzweig gehörten.
Mitte des 17.Jahrhunderts wurde Königswart dann alleiniger Besitz von
Phillipp Emmerich von Metternich. Seit diesem Zeitpunkt war Königswart
Sitz der Familie Metternich.
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Bei einem Rundgang durch das Schloss kommt der Besucher auch in den
Speisesaal. In diesem befindet sich ein einzigartiges Tischservice aus
vergoldetem Kupfer, das gegen Ende des 18. Jahrhunderts von der Pariser
Firma Thomire hergestellt wurde. Dieses luxuriöse Service wurde dem Fürsten
Richard Metternich geschenkt.
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Schloss Königswart liegt eingebettet in einen Landschaftsgarten, der
bereits 1785 vom Wiener Gartenarchitekten Biba begonnen wurde und erst mit
Abschluss der Umbauten am Schloss vollendet war. Dieser Garten wurde maßgeblich
von Metternich in seinem Aussehen beeinflusst. Der Schlossbau selbst
besteht aus einer dreiflügligen Anlage. Architekt Nobile verlängerte die
Seitenflügel, um so eine nahezu quadratische Anlage zu erhalten. Das
gesamte Gebäude ist zweistöckig, bis auf die vier Ecktürme, die dreistöckig
sind und hat ein Satteldach. Die Ecktürme und die Kampanile, unter der
sich die Schlosskapelle befindet, haben ein Pyramidendach.
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