Reiseziele in Böhmen
Vysoky Chlumec (Hochklumetz)

"Der Adlerhorst"

 

Nicht zu Unrecht hat die Burg „Hoch-Clumetz“ auch den Beinamen „Der Adlerhorst der Familie Lobkowitz“.
Die Burg, errichtet auf einer einsamen Anhöhe, über dem gleichnamigen Dorf, beherrscht die romantische Umgebung von Sedlcany. Die erste Erwähnung stammt aus dem 14. Jahrhundert, als sie den Herren von Janovic gehörte. Im Jahr 1474 kommt sie in den Besitz der Popel von Lobkowitz, wird zu ihrem Hauptsitz und bleibt in den Händen der Familie bis in die 50ger Jahre unseres Jahrhunderts. So blieb sie beinahe 500 Jahre ununterbrochen im Besitz einer Familie, was eine Seltenheit nicht nur in Böhmen, sondern in ganz Europa bedeutet.
Vysoky Chlumec war der beliebte Sitz des Oberstkanzlers Zdenko Adalbert von Lobkowitz und seiner Gattin Polyxena, aber nach seinem Tode 1628 verlor er seine Bedeutung und wurde nur als Verwaltungszentrum des großen Besitzes, zu dem im 17. Jahrhundert außer der Burg und der Feste Krepenice auch die Stadt Sedlcany, die Orte Chlumec, Kamyk, Sedlec, Krasna Hora und 90 weitere Dörfer gehörten.
Eben die Bedeutung und Größe dieses Besitzes sowie die große Entfernung zum Familienbesitz in Roudnice führte öfters die Besitzer aus der Familie zu Erwägungen eines monumentalen Umbaues in eine bequemeres Schloss.
Zum ersten Mal sollte dies zum Ende des 17. Jahrhunderts nach Plänen des Baumeisters Antonio della Porta, der schon den Umbau des Schlosses Raudnitz durchgeführt und den Neubau des Schlosses in Neustadt an der Waldnaab geplant hatte, geschehen. Von seinen Plänen wurden nur die Rekonstruktion der Befestigung und der Brücke, der Bau des inneren Stiegenhauses und einige weitere kleinere Umbauten durchgeführt. im vorigen Jahrhundert kehrte man zur Idee des Umbaues zurück, aber keiner der Pläne wurde endlich realisiert und so blieb die Burg trotz späterer Renaissance- und Barockumbauten in ihrer ursprünglichen Form erhalten und spätere Eingriffe konnten den mittelalterlichen Ursprung des Baues nicht stören.
Die Burg ist durch einen Schlossweg und ein Barockschlosstor zugänglich. In seiner Nähe befindet sich ein ebenerdiges Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit einem Barockgiebel, jetzt Sitz der Burgverwaltung. Eine Wand teilt den ersten Burghof von dem wirtschaftlichen Teil der Burg, wo das Burggrafengebäude mit einem anschliessenden dreistöckigen Turm steht. In der Mitte des ersten Hofes steht eine Steinbrücke, über die man durch das zweite Tor in die obere Burg kommt. Der Weg geht weiter entlang des westlichen Palastes durch das dritte Tor und endet im letzten inneren Hof. Hier befinden sich auch beide Burgpalaste. Der westliche, jetzt dreistöckige, wurde gotisch und dann im Renaissancestil umgebaut und seine Wände sind mit Sgraffiti geschmückt. Im Inneren ist ein barockes Stiegenhaus erhalten. Der gegenüberliegende östliche Palast mit dem Turm, der die Gegen beherrscht, blieb nur teilweise erhalten, da seine südliche Hälfte im 17. Jahrhundert einstürzte und nie erneuert wurde.
Nach der Übernahme der Burg durch den Staat (1950) diente sie als Möbeldepot. Ein Teil der Gebäude wurde in den 70ger Jahren renoviert, aber die Arbeiten wurden nicht beendet und die Burg blieb so weiter geschlossen.
Im Jahr 1992 wurde das Anwesen der Raudnitzer Linie der Familie Lobkowitz zurückgegeben. In den Jahren 1993 und 1994 ist es zu notwendigen Reparaturen der Interieurs des westlichen Palastes, des Kastelan-Häuschens imersten Hof und des ersten Burgtores gekommen und es wurde die Burgaussicht gesichert. In den Innenräumen des westlichen Palastes wurde eine stilvolle Einrichtung mit Benützung von Familienporträts, Möbeln aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, Sammlungen von Zinngeschirr, Steingut und kunstgewerblichen Gegenständen aus dem Fond der Raudnitzer Linie der Familie Lobkowicz eingerichtet.

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