Viele
Reisende, die an den Südhängen des Erzgebirges den Weg nach Dresden, das
Elbsandsteingebirge oder in das nördlichen Böhmen wählen, kommen an
einer bemerkenswerten Stadt vorbei. Die Stadt am Fuße des Borschen, einem
markanten Berg, war bereits im Mittelalter ein politisches und kirchliches
Zentrum.
Die Stadt prägt der große, rechteckige Stadtplatz und das beinahe über
den Dächern der Stadt thronende Schloss. An Stelle der alten Fürstenburg
entstand hier inmitten der Stadt auf einem Hügel ein Schloss, das seit
1502 den Fürsten von Lobkowitz gehört.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, durch welche Umstände das Schloss
in den Besitz der Raudnitzer-Fürstenlinie kam, die auch Neustadt
regierten. Leopold Josef und Ludwig Philipp Franz traten im 17.
Jahrhundert das Erbe ihres Vaters Wenzel Ferdinand an. Leopold Josef
verstarb jedoch schon 1707 und so wurde sein Bruder alleiniger Besitzer
von Bilin. Er wurde 1687 geboren und reiste zur Ausbildung in seiner
Jugend in verschiedene Länder Europas. In dieser Zeit übernahm der
Gemahl seiner einzigen Schwester Eleonora Carolina, Fürst Philipp
Hyazinth von Lobkowitz (ein gebürtiger Neustädter), die Verwaltung des
Besitzes. Nach der Rückkehr von Ludwig Philipp Franz kam es zu
Streitigkeiten und Ludwig Philipp kam bei einem Duell ums Leben. Somit
ging der Biliner Besitz an den Fürsten Philipp Hyazinth über.
Beim Neubau dieses Schlosses (1675 - 1682) treffen wir auf einen
Baumeister, der uns in der Geschichte des Lobkowitzer Fürstengeschlechtes
immer wieder begegnet: Antonio della Porta. Das Schloss war bis 1945 im
Besitz des Fürsten Max von Lobkowitz, Herzog zu Raudnitz.
Im gleichen Atemzug mit Bilin muss auch der Biliner Sauerbrunnen genannt
werden. Aus diesem Grund konnte sich Bilin auch als Kurort bezeichnen. Der
alkalische Sauerbrunnen, mit hohem Gehalt an doppelkohlensaurem Natron und
Lithiumkarbonat, zeigt seine Heilwirkung bei Krankheiten der Atmungs- und
Verdauungsorgane und bei Nierenleiden. Das Wasser wurde auch in Flaschen
abgefüllt und mit jährlich 5 Millionen Stück versandt. Auch Pastillen
wurden hergestellt, die durch Verdampfen des Heilwasser gewonnen wurden.
Selbst der große Dichterfürst Goethe weilte bei seinen Badeaufenthalten
mehrmals in Bilin, bestieg und zeichnete den geologisch interessanten
Borschen, den „Biliner Stein“. Hier bewunderte Goethe auch die Granate
des Fürsten Lobkowitz, die im nahen Merowitz verarbeitet wurde: „Die
sogenannten böhmischen Granate finden sich nur in einem kleinen Bezirk an
der Rückseite des Mittelgebirges gegen die Eger zu. Sie liegen in einem
aufgeschwemmten Boden. Niemand begreift, wie sie entstanden sein können.
(Goethe)“ |